Das Konzept des “Tiny Forest” als nachhaltige Antwort auf die ökologische Herausforderung
In einer Zeit, in der wir weltweit mit einem dramatischen Artensterben konfrontiert sind, rückt das innovative Konzept des “Tiny Forest” in den Fokus. Dieser naturbelassene Mikro-Wald stellt nicht nur eine effektive Antwort auf die klimatischen Veränderungen und den Verlust natürlicher Lebensräume dar, sondern bietet auch eine integrative Möglichkeit, die Beziehung zwischen Mensch und Natur zu revitalisieren.
Das Projekt “Wald der Vielfalt” in Zichow in der Uckermark präsentiert sich als wegweisendes Modellprojekt, das erstmals die Umsetzung eines Tiny Forests in Brandenburg realisiert. Die Fläche dient nicht nur als Beobachtungsfläche, sondern soll auch langfristig wertvolle wissenschaftliche Daten zu Luft- und Wasserhaushalt, Bodenqualität und Biodiversität liefern.
Der Tiny Forest: Ein ganzheitlicher Ansatz
Ein Tiny Forest entsteht durch die gezielte Anpflanzung einer dichten Mischung standortangepasster Baum- und Pflanzenarten. Das “Wald der Vielfalt”-Projekt folgt der inspirierenden Akira-Myiawaki-Methode, einer innovativen Herangehensweise des japanischen Forstwissenschaftlers Akira Myiawaki. Die Verantwortlichen für das Projekt, Studierende der Hochschule für nachhaltige Entwicklung in Eberswalde, konnten durch eine Crowdfunding-Kampagne und die großzügige Bereitstellung einer 800 m² großen Privatfläche das nötige Budget aufbringen.
Bodenvorbereitung und Pflanzung
Die Besonderheit eines Tiny Forests liegt nicht nur in seiner geringen Größe (100 bis 2000 m²), sondern auch in der sorgfältigen Bodenvorbereitung und engen Pflanzverbänden. Eine präzise Analyse des Standortes und des Bodens bildet den Auftakt. Durch eine genaue Untersuchung im landschaftsökologischen Labor der Hochschule konnte der Boden optimal für das Wachstum der 2500 heimischen Bäume und Sträucher vorbereitet werden.
Die Pflanzung erfolgte nach einem bestimmten Verteilungsschlüssel, um maximale Diversität zu gewährleisten. Mit einer Pflanzdichte von etwa 3 Pflanzen pro Quadratmeter orientiert sich das Projekt an der natürlichen Dynamik von Naturverjüngungen.
Ein beschleunigtes Wachstum für einen selbsttragenden Wald
Durch die sorgfältige Bodenvorbereitung und den engen Pflanzverband profitieren die Pflanzen von optimalen Startbedingungen. Der hohe Konkurrenzdruck führt zu einem beschleunigten Wachstum, wie bereits in ähnlichen Projekten in Asien und den Niederlanden dokumentiert wurde. Innerhalb von maximal drei Jahren entsteht ein selbst erhaltendes, stabiles Mini-Ökosystem.
Sozialer Mehrwert und urbane Anwendbarkeit
Tiny Forests bieten nicht nur ökologische Vorteile, sondern schaffen auch eine starke soziale Komponente. Gemeinschaftliche Pflanzaktionen, sei es mit freiwilligen Helfern, Schülern oder Unternehmen, fördern die Partizipation und bringen Menschen wieder näher zur Natur.
Besonders im urbanen Raum erweisen sich Tiny Forests als vielseitige Lösung. Als Temperatur- und Lärmpuffer verbessern sie die Luftqualität, bieten Rückzugsorte für Insekten und Vögel, und dienen als Erholungsraum für Anwohner. Die Flexibilität in der Umsetzung erlaubt die Anlage auf öffentlichen Grünflächen, Schulhöfen, Firmengeländen oder Privatgrundstücken.
Ein nachhaltiger Beitrag zur Zukunft
Der “Wald der Vielfalt” in Zichow markiert den Beginn einer visionären Initiative. Die Initiatoren, Stefan Scharfe und Lukas Steingässer, planen die Umsetzung weiterer Tiny Forests, um den Einfluss auf verschiedene ökologische Parameter zu dokumentieren und möglichst viele Menschen zur aktiven Gestaltung einer nachhaltigen Zukunft zu inspirieren.
Quellen:
- Ottburg, F., Lammertsma, D. Bloem, J., Dimmers, W., Jansmann. H. & Wegmann, R. (2018). Tiny Forest Zaanstadt. Citizen Science and determining biodiversity in Tiny Forest Zaanstadt. Wageningen: Wageningen University Research. doi:10.18174/446911
- Bruns, M., Bleichrodt, D., Laine, E., van Toor, Wim Dieho, W., Postma, L. & de Groot, M. (2019). Handboek. Tiny Forest Plantmethode. Amsterdam: IVN Natuureducatie.